Ein Blick auf die digitale Weltkarte des Arbeitsmarktes

von Kristin Keveloh

Wie sehen die Jobs und Kompetenzen der Zukunft aus? Mit dem Economic Graph entwickelt LinkedIn eine digitale Weltkarte des Arbeitsmarkts.

Seit Jahren lesen wir fast wöchentlich neue Meldungen darüber, wie viele Jobs in Zukunft von Robotern erledigt werden und wie lange es dauern wird, bis wir Menschen komplett von Maschinen ersetzt werden. Mal sind es fünf Millionen Jobs, die weltweit bis 2020 automatisiert werden, mal ist es jeder fünfte Job in Deutschland, der wegfällt. Die Zahlen ändern sich ständig, was aber bleibt, ist die Angst, die diese Meldungen verursachen. Dabei zeigt ein Blick in die Vergangenheit deutlich, dass wir die Zukunft nicht vorhersagen können – schon vor knapp 100 Jahren hat der Ökonom John Maynard Keynes das Ende der Arbeit vorausgesagt, aber anstatt weniger zu arbeiten, verzeichnen wir heute Rekordbeschäftigung in Deutschland.

Richtig ist, dass der Arbeitsmarkt sich verändert – und das schneller, als es in der Vergangenheit geschehen ist. Wie in der Vergangenheit auch, bringen diese Veränderungen sowohl Risiken als auch Chancen mit sich.

Über die Chancen gibt es leider viel weniger Meldungen, was auch daran liegt, dass es schwierig ist, sich die Zukunft vorzustellen. So liest man zum Beispiel wenig über die neuen Tätigkeiten, die jetzt und in Zukunft entstehen. Social Media Manager ist heute ein gängiger Titel. Alleine in Deutschland geben mehr als 4000 LinkedIn Mitglieder diesen Jobtitel an. Vor 20 Jahren hätten wir uns diesen Job nicht einmal vorstellen können, es gab nämlich noch keine sozialen Netzwerke – bei LinkedIn haben wir zum Beispiel dieses Jahr unseren 16. Geburtstag gefeiert.

Bei LinkedIn arbeiten wir seit einigen Jahren an einem Economic Graph – einer digitalen Weltkarte des Arbeitsmarktes, die wir basierend auf den Informationen unserer über 630 Millionen Mitglieder weltweit, über 20 Millionen offenen Stellen und über 30 Millionen Unternehmensprofilen, entwickeln. Der Economic Graph erlaubt es uns, Trends und Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt, auf regionaler Ebene sowie in verschiedenen Branchen und Berufsgruppen, frühzeitig zu erkennen. Durch auf Daten basierende Analysen wollen wir den Spekulationen ein Ende setzen und stattdessen eine fundierte und konstruktive Diskussion über die Zukunft der Arbeit führen.

Wir haben zum Beispiel gerade zusammen mit dem ifo Institut eine Studie herausgegeben, in der wir Digitalkompetenzen in der deutschen Industrie untersuchen. Diese sind ein wichtiger Treiber für Innovation und Digitalisierung und auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt. Allerdings sehen wir, dass diese Kompetenzen in der deutschen Industrie momentan sehr unterschiedlich verteilt sind – der Osten und der Norden hängen hinterher, kleine und mittlere Unternehmen verfügen über weniger Arbeitnehmer mit digitalen Fachkompetenzen und Frauen stehen schlechter da als Männer. Keine dieser Ungleichheiten sind eine Überraschung – gleichzeitig stellen sie aber ein riesiges Problem dar. Momentan sieht es nämlich so aus, als würde die Digitalisierung bereits bestehende Ungleichheiten eher verstärken als ausgleichen, dabei bietet sie die Chance, diese zu reduzieren. Zum Beispiel indem sie Zugänge schafft – Arbeitszeiten und Modelle können flexibler gestaltet werden und geografische Standorte können durch Digitalisierung unwichtiger werden, da viele Tätigkeiten digital ausgeführt werden können und keine physische Präsenz erfordern.

Um dies zu erreichen, müssen Politik, Wirtschaft, der Bildungsbereich und die Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen. Wir müssen Digitalisierung als etwas Positives begreifen und diese gemeinsam und proaktiv gestalten.

 

Kristin Keveloh ist Managerin des Economic Graph Team bei LinkedIn und Mitglied des BDA-Digitalrats.

 

 

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