1. Warum liegt Euch das Ehrenamt am Herzen?

Philipp: Der Amateursport verbindet Menschen. Er schafft gesellschaftliche Grundlagen und eine wichtige Kultur des Miteinanders. Der Amateursport ist quasi die soziale Arena Deutschlands. Mir persönlich liegt das Ehrenamt deswegen so am Herzen, weil ich den Fußball von der Pike auf kennengelernt habe und seine Bedeutung richtig einschätzen kann.

Celia: Beim Fußball dürfen alle mitmachen. Viele ehrenamtlich tätige Menschen tragen ihren Teil dazu bei, dass dieses System funktioniert - im Kinder - und Jugendfußball, in der Erziehung, der Wertevermittlung, und beim Drumherum: Kassenwartin, Platzwart, Schriftführerin, Schiris, die Menschen im Vereinsheim, Väter, Mütter, Großeltern. Deswegen ist mir das eine Herzensangelegenheit.

2. Wie haben Euch persönlich Ehrenämtler bei eurer Karriere geholfen?

Philipp: Ich habe als Kind bei der FT Gern in München gespielt. Meine Eltern haben sich ihr Leben lang um diesen Verein gekümmert und sich dafür engagiert. Diese Leidenschaft und Hingabe habe ich von klein auf tagtäglich erlebt bzw. vorgelebt bekommen. Deswegen ist mir das besonders wichtig.

Celia: Im Amateursport wird jede Hand gebraucht. Ich habe so viele positive Kindheitserinnerungen an dieses unaufgeforderte Miteinander. Der Pütz beispielsweise hat bei uns im Verein an allen Spieltagen seine Pommes Frites verkauft. Der hat irgendwie zu mir, zum Verein dazugehört. Bei uns im Klub gab es keine sozialen Schranken. Der Fußballplatz war mein Zuhause. Ich habe mich aufgehoben und wohl gefühlt.

3. Wo gibt es Probleme in Deutschland beim ehrenamtlichen Engagement?

Philipp: Das ehrenamtliche Engagement ist unter Druck gekommen. Es fehlt an Geld, an Infrastruktur, an Ehrenamtlern. Da müssen wir anpacken. Das ist eine große und lohnende Zukunftsaufgabe. Die Vereine übernehmen eine wichtige Rolle bei der Ausbildung der Kinder, sportlich, aber vor allem auch menschlich. Der Fußball leistet bei der Heranführung junger Menschen ans Leben unglaublich Wichtiges und Wesentliches. Und deshalb muss man das Ehrenamt unterstützen und sich darum vermehrt kümmern.

Celia: Und genau da setzen wir an. Mit einem gesamtgesellschaftlichen Beteiligungsprozess ermitteln wir derzeit, wo die Probleme im Ehrenamt grundsätzlich liegen. Durch die Impulsbefragung konnten wir 18.000 qualitative Ideen und Vorschläge für mehr ehrenamtliches Engagement in Sport, Kultur und Gesellschaft sammeln. Jetzt müssen wir handeln. Am 29. Juni starten wir mit dem ersten Runden Tisch in die nächste Phase des Beteiligungsprozesses.

4. Was wünscht ihr Euch für das Ehrenamt in den nächsten Jahren?

Philipp: Im Amateur- und Breitensport werden genau jene Werte gelebt, die man dem Fußball zuspricht: Fairness, Integration, Teilhabe, Chancengerechtigkeit. Das müssen wir wertschätzen und würdigen. Viele Menschen sind seit Jahrzehnten ehrenamtlich engagiert, ohne zu fragen, was dabei rauskommt. Ich würde mir wünschen, dass wir im Zuge der UEFA EURO 2024 in Deutschland die Rahmenbedingungen schaffen, damit diese Menschen ihre großartige Arbeit im Sinne der Sache und im Sinne unserer Kinder weiter reibungslos umsetzen können.

Celia: Wir haben zum Thema Ehrenamt mehrere Projekte gestartet. Von diesen Projekten versprechen wir uns viel, allen voran vom Beteiligungsprozess. Damit möchten wir die Bedürfnisse des Amateurfußballs und der Ehrenamtler noch besser kennenlernen, um zielgerichtet relevante Projekte zu entwickeln. Unser großes Ziel ist, eine Europameisterschaft in Deutschland zu veranstalten, von der alle profitieren, insbesondere auch der Amateurfußball, dessen solide Basis das Ehrenamt ist und bleibt. Ein weiteres Projekt sind die DFB Club-Berater*innen, die die Vereinsqualität verbessern und den Vereinsfußball unterstützen sollen.

Celia Šašić ist Ambassador UEFA EURO 2024, Co-Initiatorin #2024undDu und DFB-Vizepräsidentin für Diversität und Vielfalt. Philipp Lahm ist Turnierdirektor der UEFA EURO 2024, Co-Initiator #2024undDu und Geschäftsführer der DFB Euro GmbH.