FUTUREwork 2019: Interview mit Verena Pausder

Verena Pausder, Geschäftsführerin der Haba Digitalwerkstatt, ist Speakerin auf der FUTUREwork 2019. Wir haben mit ihr über den Digitalpakt, Programmieren in der Grundschule und den Umgang mit digitalem Konsum in der Kindererziehung gesprochen.

Verena Pausder, Geschäftsführerin der Haba Digitalwerkstatt (© Lina Grün)

Kinder und Jugendliche verbringen heute einen großen Teil ihrer Freizeit vor Smartphone und Computer. In Deutschlands Schulen ist die Digitalisierung und damit die Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler dagegen noch kaum angekommen. Was muss sich aus Ihrer Sicht ändern?

Wir müssen so schnell wie möglich mit der Umsetzung des Digitalpakts beginnen. Am wichtigsten dabei ist, dass unsere Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet werden. Sie müssen über technische und medienpädagogische Kompetenzen verfügen, um unter anderem entscheiden zu können, ob und wann digitale Medien einen Mehrwert gegenüber klassischen Medien bieten. Digitale Kompetenzen müssen außerdem mit einer klaren Zielsetzung Eingang in die Lehrpläne erhalten, nämlich Kinder und Jugendliche zu einem kompetenten und kreativen Umgang mit digitalen Medien zu befähigen. Und: die technische Infrastruktur muss gewährleistet sein, damit Unterricht hier nicht durch Probleme und Störungen verhindert wird.

In Japan wird im kommenden Jahr Programmieren in allen Grundschulen Pflicht. Ziel: die Grundlage für kreative Köpfe der Zukunft schaffen. Brauchen wir so eine Pflicht auch an Deutschlands Grundschulen?

Mir geht es vor allem darum, dass unsere Kinder die Digitalisierung nicht nur in der passiven und unmündigen Rolle von Konsument*innen erleben, sondern sich aktiv und selbstbestimmt einbringen und auch hinter die Benutzeroberfläche schauen. Dazu müssen nicht alle Kinder zu Programmierer*innen werden, aber ein Grundverständnis für die Funktionslogik von Computern sollten sie haben. Sie sollten auch wissen, wie das Internet funktioniert oder wie Daten übermittelt werden. Insofern gilt mein Appell einer umfassenden Medienbildung und einem ganzheitlichen Technologieverständnis. Das müssen unsere Kinder unbedingt verpflichtend in der Schule lernen.

Wie gehen Sie privat mit dem Thema Digitale Erziehung und Bildung um? Dürfen Ihre Kinder mehr Computer spielen oder Smartphone und Tablet öfter zum Lernen nutzen als andere Kinder?

Ich unterscheide an dieser Stelle zwischen digitalem Konsumieren und digitalem Gestalten. Digitaler Konsum, also Videos schauen oder „Daddeln“, wird bei uns begrenzt. Denn im Umgang mit Smartphones und Tablets finden Kinder das richtige Maß nicht selbst, sie brauchen klare Regeln wie im Straßenverkehr. Meine großen Söhne (9 und 11 Jahre) haben dienstags und donnerstags eine halbe Stunde und samstags und sonntags jeweils eine Stunde „Konsumzeit“ an Tablet oder Computer. Wenn sie etwas gestalten möchten, zum Beispiel eine App programmieren oder einen Stop-Motion-Film drehen, dann bekommen sie Extrazeit.

Sie sind als Gründerin eine Vorreiterin im Bereich digitale Bildung. Wenn Sie jetzt noch einmal gründen würden, welche anderen Bereiche würden Sie besonders reizen?

Würde ich noch einmal gründen, wäre eine Gründung im Bereich Digital Health für mich spannend. Die Gesundheitsbranche kann in vielen Bereichen von der Digitalisierung profitieren, da ist das Innovationspotenzial noch lange nicht ausgeschöpft. Von der Prävention über die langfristige Beobachtung von Krankheitsverläufen bis hin zum selbständigen und selbstbestimmten Wohnen im Alter umschließt der Bereich viele spannende Aspekte.

Sie möchten mit Verena Pausder zur digitalen Bildung diskutieren? Dann melden Sie sich hier zur FUTUREwork am 23. September 2019 an.

 

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