FUTUREwork 2019: Interview mit Miriam Wohlfarth

Miriam Wohlfarth, Geschäftsführerin und Mitgründerin des Fintech-Startups RatePAY, spricht auf der FUTUREwork 2019 zu digitalen Berufen und digitaler Bildung. Im Interview haben wir schonmal mit ihr über Diversity, Führung und den Fachkräftemangel im digitalen Wandel diskutiert.

Miriam Wohlfarth, Geschäftsführerin und Mitgründerin von RatePAY

Frauen sind in der Gründerszene in Deutschland deutlich unterrepräsentiert. Ist es für Frauen schwieriger zu gründen als für Männer?

Ich bin überzeugt, dass das Gründen als Frau keinesfalls schwieriger ist. Sie sind genauso selbstsicher, durchsetzungsfähig und erfahren wie Männer. Es geht eher darum, dass sich Frauen das oft nicht zutrauen. Ich rate Gründerinnen, sich Vorbilder zu suchen. Habt Mut und traut euch, das Risiko einzugehen.

Ich wollte damals gründen und das habe ich getan. Natürlich braucht man ein Grundgerüst von einer guten Idee und einem Mehrwert für den Markt. Wichtig ist, dass man einfach damit anfängt. Denn es ist für jeden möglich, etwas zu erreichen – solange man mit Leidenschaft dabei ist.

Wie gehen Sie mit Diversity in Ihrem eigenen Unternehmen um? Welche Tipps würden Sie anderen Gründer*innen und Unternehmen geben?

Für mich ist Diversität der Schlüssel zum Erfolg. Wir bei RatePAY arbeiten in bunten Teams. Jede/r Mitarbeiter*in bringt verschiedene Ansichtsweisen mit und aus diesem Zusammenspiel kann man nur profitieren und wachsen. Ich bin ein Fan von Stärken stärken. Damit haben wir die besten Erfahrungen gemacht.

Meine Tipps sind Kreativität fördern, offen für Veränderungen sein, genauso wie schnelle Anpassungs- und Lernprozesse zulassen.
Jeder sollte die Möglichkeit haben, seine Talente frei entfalten zu können, unabhängig von Alter, kulturellem Hintergrund und Geschlecht.

Führung in Unternehmen verändert sich gerade fundamental. Was sind die heutigen Erwartungen an eine erfolgreiche Führungskraft? Und wie reagieren Sie als Chefin darauf?

Die Erwartungen heutzutage an eine erfolgreiche Führungskraft sind sehr divers: Feedback geben, Mitarbeiter motivieren, Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen - das sind alles wesentliche Aufgaben, die Beiträge zum Erfolg des ganzen Unternehmens leisten können. Meine Tür steht immer für alle Mitarbeiter offen, obwohl unser Unternehmen inzwischen recht groß geworden ist. Sie wissen, dass ich ihnen zuhöre, wenn irgendwo der Schuh drückt und mit ihnen gemeinsam versuche, eine Lösung zu finden.

Außerdem ist diese oft noch vorhandene Mentalität, dass ein Chef alles kann, nicht mehr zeitgemäß. Denn ich habe gemerkt, dass es produktiver ist, Mitarbeiter*innen einzustellen, die besser sind als man selbst. Um unsere Mitarbeiter stark zu machen, auch für schwierige, geschäftliche Situationen, übertrage ich ihnen viel Verantwortung, schenke Vertrauen und sehe unsere Zusammenarbeit als Partnerschaft. So fühlt sich niemand bevormundet, entscheidet in stressigen Zeiten im Sinne des Unternehmens und schiebt die Verantwortung nicht von sich.

Meiner Meinung nach ist es immer von Vorteil sich einen Mentor oder ein Vorbild zu suchen. In meiner Vergangenheit hatte ich das Glück, einen motivierenden und inspirierenden Chef zu erleben, der mich motiviert und mir aufgezeigt hat, dass man alles schaffen kann, wenn man sich nur traut. Diese Vorbildfunktion gebe ich heute weiter an mein Team und „empower“ junge Gründer*innen ihr Business zu starten.

Der Fachkräftemangel gehört in Sachen Digitalisierung zu den größten Sorgen der Unternehmen. Wie gehen Sie bei RatePAY mit dieser Herausforderung damit um? Was muss die Politik, Ihrer Meinung nach, tun, um die Unternehmen hier zu unterstützen?

Als Geschäftsführerin eines Fintechs erlebe ich, wie schwer es heute schon ist, genügend gut ausgebildete Leute zu finden. Damit bin ich nicht alleine. Laut einer Bitkom–Studie vom Dezember 2018 sind in Deutschland derzeit 82.000 Stellen für IT-Experten unbesetzt. Im Schnitt vergehen fünf volle Monate, bis Unternehmen einen geeigneten Mitarbeiter gefunden haben.

Wir als Unternehmen gehen mit diesem Thema sehr bewusst um. Ein sehr wichtiger Bereich bei uns ist das fachliche Know-how der Mitarbeiter. Wir ermöglichen ihnen Weiterbildungen, um das Potenzial optimal auszuschöpfen. Außerdem sind meine Kollegen und ich viel auf Networking Events als Speaker unterwegs und auf Social Media Plattformen, um die Themen Digitalisierung und Fintech noch sichtbarer zu machen. „Soziale Events“ wie die Zusammenarbeit mit Hackerschool sind für uns eine Herzensangelegenheit, da wir den Kids das Programmieren und generell die Digitalisierung nahebringen.

Meiner Meinung nach muss in der Politik einiges passieren. Beispielsweise müssen Digitalisierung und IT-Skills zu einem festen Bestandteil der schulischen Ausbildung und Programmieren als zweite Fremdsprache ermöglicht werden. Ebenso sollte das Gründen eines Unternehmens und Investitionen einfacherer und attraktiver gestaltet werden. Zudem auch Offenheit gegenüber internationalen Fachkräften, um ihnen leichter den Eintritt in unsere Arbeitswelt zu verschaffen. Wir können einiges von den Amerikanern und Asiaten abschauen.

Über dieses Thema werde ich ausführlicher am 23. September auf der FUTUREwork sprechen, weil ich es wichtig finde, dass wir mit der Zeit gehen.

Sie möchten mit Miriam Wohlfarth zu Fachkräften und digitaler Bildung diskutieren? Dann melden Sie sich hier zur FUTUREwork am 23. September 2019 an.

 

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