Plattformarbeit: Auf die beidseitige Flexibilität kommt es an

von Frederik Fahning & Sandra Maria Hanisch

Zenjob ist eine Onlineplattform, die sich auf die Vermittlung von Jobs für Studierende spezialisiert. Frederik Fahning und Sandra Maria Hanisch beschreiben, wie für sie und ihre Nutzerinnen und Nutzern flexible und gute Arbeitsbedingungen aussehen.

Frederik Fahning (Founder & Managing Director) und Sandra Maria Hanisch (Public Affairs Specialist) bei Zenjob.

Die Diskussion über Arbeitsbedingungen in der Plattformökonomie ist nicht neu und wird bereits seit einigen Jahren geführt In den letzten Monaten hat das Thema wieder deutlich an Fahrt gewonnen. Woran liegt das?  Zum einen ist der Bereich der plattformvermittelten Arbeit auch durch die Corona-Pandemie weiter gewachsen -wenn ihr auch die Hauptfunktion des Nebenerwerbs größtenteils erhalten bleibt. Auch politisch schlägt das Thema weiter Wellen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat Ende des letzten Jahres ein Eckpunktepapier für „Faire Arbeit in der Plattformökonomie“ herausgegeben. Außerdem hat die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, den Auftrag an die Kommission gegeben, sich die Arbeitsbedingungen in der Plattformökonomie genauer anzusehen. Ziel ist es, herauszufinden, wie unterschiedlich Plattformarbeit in den Ländern reguliert wird und wo eventuell Handlungsbedarf für die Sicherung fairer Arbeitsbedingungen besteht.

Für die meisten Plattformtätigen ist Plattformarbeit ein praktischer und flexibler Nebenverdienst. Die flexible Organisation ist gleichzeitig der größte Vorteil der Plattformarbeit. Außerdem werden die Selbstbestimmtheit und der einfache Zugang zu Arbeit von diversen Studien als Nutzen genannt. Da allerdings sehr viele Plattformbetreiber*innen mit Selbstständigen zusammenarbeiten, wird als Nachteil sehr oft die vermeintlich unzureichende soziale Absicherung aufgeführt. Die Balance zwischen Flexibilität und sicheren Arbeitsverhältnissen zu finden, kann herausfordernd sein. Bei Zenjob nutzen wir ein Modell, das sich in einem speziellen Segment der Plattformarbeit als sinnvolle Lösung für alle Beteiligten herausgestellt hat.

Zenjob ist eine App mit speziellem Fokus auf die Jobvermittlung für Studierende. Nach einer kurzen Anmeldung können Studierende die Jobs wählen, die ihnen am besten gefallen – komplett flexibel und ohne Verwaltungsstress. Wir nutzen dazu eine Form der Anstellung, die mit rechtlichen Verpflichtungen bezüglich des Arbeitsverhältnisses einhergeht und trotzdem eine flexible Arbeitszeitgestaltung garantiert: die kurzfristige Beschäftigung. Innerhalb der kurzfristigen Beschäftigung dürfen Arbeitnehmer*innen 70 Tage im Jahr arbeiten. Der große Vorteil dieser Form der Anstellung – welche sie auch attraktiv für einige Geschäftsmodelle in der Plattformökonomie macht – sind die klassischen Rechte und Pflichten eines herkömmlichen Anstellungsverhältnisses. So kommen beispielsweise Mindestlöhne zum Tragen und sowohl das Arbeitsschutzgesetz als auch das Arbeitszeitgesetz greifen. Diese Kombination aus der Möglichkeit der selbstbestimmten Organisation im Rahmen des Arbeitsrechts kann die kurzfristige Beschäftigung interessant machen.

Für uns bei Zenjob ist es entscheidend, dass wir unseren Nutzer*innen gute Arbeitsbedingungen bieten. Ein Projekt des Oxford Internet Institutes mit konkreten Kriterien bietet für unser spezielles Geschäftsmodell die geeignete Vorlage: u.a. die Einhaltung gesetzlicher Mindestlöhne, ausreichende Maßnahmen zum Arbeitsschutz, Transparenz und Fairness in Bewertungssystem und einvernehmlich gestaltete Rahmenverträge. Das ist allerdings nicht auf alle Tätigkeiten in der Plattformökonomie übertragbar. Festzuhalten bleibt, dass viele in der Politik diskutierten Regulierungsvorschläge die zentralen Vorteile der Plattformarbeit gefährden würden. Die Rahmenbedingungen müssen so gesetzt sein, dass flexible Arbeitsformen im Interesse der Unternehmen wie Plattformtätigen möglich sind. Das geht nicht durch Überregulierung, sondern aus unserer Sicht durch die Gewährleistung guter Arbeitsbedingungen in flexiblen Beschäftigungsmöglichkeiten.  

Frederik Fahning ist Mitgründer und Geschäftsführer von Zenjob. Er leitet die Bereiche Public Affairs und Legal. Sandra Maria Hanisch arbeitet als Public Affairs Specialist bei Zenjob und befasst sich besonders gerne mit den Themen New Work und Zukunft der Arbeit.

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