Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz heute bereits bei Continental? 

Wir haben bei Continental die Vision einer „AI empowered company“. Hierunter verstehen wir u. a. unsere Entwicklungen hin zum autonomen Fahren sowie Predictive Maintenance im Flottenmanagement. Zudem erweitern wir durch KI unser Produktportfolio. Ein Beispiel hierfür sind unsere autonomen mobilen Roboter. Mit KI wollen wir auch das Ziel verfolgen, unsere Mitarbeitenden zu unterstützen und von monotonen und immer wiederkehrenden Aufgaben zu entlasten. Kreativität, Interaktion mit unseren Kunden, Gestaltung unserer zukünftigen Produkte – das sind die Stärken, welche die Beschäftigten dann zunehmend einbringen können.

Können Sie uns konkrete Use Cases nennen? Wo setzen Sie KI bereits in der Arbeitswelt ein? 

Wir setzen KI u. a. zur Kalibrierung elektrischer Schließsysteme im Auto ein. Bisher erforderte dies aufwendige Messkampagnen, da unterschiedliche Experten oft zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Wir nutzen jetzt ein KI-System, das den Konsens der Experten gelernt hat und so die Kalibrierung der Schließsysteme sicherer, konsistenter und reproduzierbarer gemacht hat und letztlich auch die Messkampagnen vereinfachen kann. In dem Fall zeichnet sich die KI nicht dadurch aus, dass sie „besser als der Mensch“ ist, sondern dadurch, dass sie wie eine sehr erfahrene Kollegin zur Seite steht. Auch im Bereich der Anforderungsanalyse setzen wir KI bereits ein. Die Lastenhefte bei Angebotsanfragen enthalten viele – oft Hunderttausende – Anforderungen, die wir innerhalb kurzer Zeit analysieren müssen. Diesen Prozess unterstützen wir nun mit einer KI. Das erspart uns nicht nur sehr viel Aufwand in der Angebotsanalyse, sondern erlaubt uns auch, schneller auf Angebotsanfragen reagieren zu können.

Welches sind Ihre Lieblingsprojekte? 

Besonders begeistern mich unsere Projekte „KI Wissen“ und „Humanzentrierte Künstliche Intelligenz in der chemischen Industrie“. Ersteres ermöglicht uns den schnellen Wissenstransfer vom autonomen und vernetzten Fahren in die Automobilindustrie. Systeme, die regelbasierte mit datengetriebener KI verbinden, werden die dritte Welle der KI sein. Wir sind erst ganz am Anfang des Möglichen. Das zweite Projekt zielt darauf ab, Prozesse durch den Einsatz von KI-basierten Werkzeugen zu optimieren, wobei der Fokus auf der Unterstützung, keinesfalls auf dem Ersatz der menschlichen Mitarbeitenden liegt.

Dr. Corina Apachiţe ist Programmleiterin für Künstliche Intelligenz und Daten in der Vorentwicklung bei der Continental AG und begeistert sich für die Befähigung von Menschen und Unternehmen durch technologischen Fortschritt. Im Interview spricht sie über die Vision einer „AI empowered company“. Weitere Informationen zu KI in der unternehmerischen Praxis finden Sie unter diesem Link.