Was bringt die #futurework20?

von Isabel Richter & Julian Caligiuri

Microsoft Deutschland-Chefin Sabine Bendiek und BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter sind Gastgeber der #futurework20. Im Interview erklären sie, vor welchen besonderen Herausforderungen Wirtschaft und Gesellschaft jetzt stehen - und warum wir das große Festival zur Zukunft der Arbeit in diesem Jahr auf keinen Fall versäumen sollten.

Die #futurework20 geht am 8. September in die zweite Runde. Was haben Sie sich dieses Jahr vorgenommen?

Kampeter: Mit der Pandemie hat sich die Debatte über die digitale Transformation in Deutschland fundamental geändert. In den letzten Monaten hat es einen enormen Digitalisierungsschub in der Arbeitswelt gegeben. Vieles, was vorher undenkbar schien, war plötzlich möglich und wurde einfach gemacht – zum Beispiel flexibles orts- und zeitunabhängiges Arbeiten. Dabei hat sich gezeigt, dass sich ein mutiges Mindset und frühzeitige Investitionen in die Digitalisierung auszahlen und helfen können, besser auf Veränderungen zu reagieren und negative Effekte der Krise abzufedern.

Klingt sehr positiv…

Kampeter: Naja, im Umkehrschluss wurden auch unsere Schwächen schonungslos offengelegt. Denken wir nur an unser Bildungssystem. Die Frage ist jetzt: Wie soll’s weitergehen? Im Kern geht es darum, den Rückenwind der letzten Monate zu nutzen und aus den Erfahrungen zu lernen. Wir müssen die richtigen Lehren aus der Krise ziehen und dürfen nicht in alte Muster zurückfallen. Der Zeitpunkt, über Digitalisierung zu reden, war also nie besser. Wir werden dafür herausragende Köpfe der Tech- und Digitalisierungsszene mit wichtigen Entscheidungsträgern zusammenbringen.

Welche Erfahrung hat Microsoft als Tech-Unternehmen in den letzten Monaten während der Corona-Krise gesammelt?

Bendiek: Die Umstellung zu „Remote Work“ fiel uns sicher deutlich leichter als anderen, weil flexibles Arbeiten schon lange fester Bestandteil unserer Unternehmenskultur ist. Schon seit 1998 gilt bei uns die „Vertrauensarbeitszeit" und seit 2014 haben wir bei Microsoft eine Betriebsvereinbarung zum „Vertrauensarbeitsort" - sprich, jeder Mitarbeiter entscheidet selbst, wo und wann er arbeitet. Virtuelle Teamarbeit und Homeoffice sind also erprobte Realität. Dennoch war es selbst für uns nicht immer leicht trotz räumlicher Trennung den Draht untereinander, zu Kunden und Partnern zu halten. Ich bin stolz, dass uns das gelungen ist. Dennoch wurde für mich in dieser Zeit auch deutlich: Virtualität ersetzt auf Dauer nicht den direkten persönlichen Kontakt.

Steffen Kampeter und Sabine Bendiek vor der FUTUREwork 2019

Vor welchen Herausforderungen standen Ihre Kunden?

Bendiek: Die notwendigen digitalen Plattformen auszurollen, funktioniert meist recht unkompliziert. Holprig wird es, wo flexibles Arbeiten bisher nie ein Thema war. In einem Land, dessen Arbeitswelt immer noch weitgehend von Präsenzkultur geprägt ist, mussten Führungskräfte von heute auf morgen die Kontrolle abgeben und darauf vertrauen, dass ihre Mitarbeiter Verantwortung zeigen. Aber die Umstellung lief meist überraschend gut. Aktuellen Umfragen zufolge will mehr als jedes zweite Unternehmen in Deutschland die Beschäftigten auch nach Corona öfter von zu Hause aus arbeiten lassen.

Was muss aus Ihrer Sicht jetzt geschehen, damit Deutschland die aktuelle Rezession schnell überwindet?

Bendiek: Wie schnell und vor allem wie nachhaltig wir diese Krise überwinden, hängt natürlich von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Aber auch davon, wie konsequent wir jetzt den Umbau der Wirtschaft vorantreiben. Dafür haben wir jetzt gute Voraussetzungen: Mit ihrem Konjunkturpaket hat die Politik ein klares Bekenntnis zur Digitalisierung abgegeben. Das Vertrauen der Bürger in digitale Technologien hat einen historischen Höchststand erreicht. Und die Stimmung in den Unternehmen ist deutlich besser, als es die nackten Zahlen vermuten ließen. Diesen Schwung sollten wir unbedingt nutzen, um Wirtschaft und Gesellschaft innovativer und beweglicher, sprich resilienter aufzustellen. Dafür brauchen wir aus meiner Sicht vor allem breite Allianzen des Wissens, eine neue Offenheit für das Teilen von Daten, große Anstrengungen im Bereich Bildung und Qualifizierung und gezielte Investitionen in Technologien, die uns in dieser und in kommenden Krisen dabei helfen, schnell wieder auf die Beine zu kommen.

Es wird dieses Jahr ein hybrides Event, d.h. die #futurework20 wird sowohl online als auch auf dem EUREF-Campus in Berlin stattfinden. Wie wird das aussehen?

Kampeter: Die FUTUREwork 2019 war ein riesiger Erfolg. Wir können das Event aber natürlich nicht so wie letztes Jahr durchziehen. Es wird dieses Jahr kein dichtes Gedränge im Gasometer oder vor den anderen Bühnen geben. Wir möchten aber einer begrenzten Zahl von Personen ermöglichen, vor Ort teilzunehmen. Wir haben dafür ein Konzept erarbeitet, das Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln berücksichtigt. Der EUREF-Campus bietet hier die ideale Location. Das Wichtigste ist für uns, dass wieder alle mitdiskutieren können – egal, ob physisch auf dem Campus oder virtuell im Internet.

Wie läuft das mit der virtuellen Teilnahme?

Kampeter: Es wird zahlreiche Interaktionsmöglichkeiten geben. Es wird ein Unterschied sein, ob ich live dabei bin oder mir nur im Nachhinein eine Aufzeichnung anschaue. Dafür bieten wir den Teilnehmenden auch online etwas. Diese Veranstaltung lebt vom Austausch und das funktioniert nur, wenn sich jeder einbringen kann.

Was macht die #futurework20 für Sie so besonders?

Bendiek: Das ist vor allem die Vielfalt der Perspektiven. Bei der FUTUREwork treffen Tech-Giganten auf KMUs, Start-Ups auf Traditionsunternehmen, Politikerinnen und Politiker aus Regierung und Opposition auf internationale Top-Wissenschaftlerinnen  und Top-Wissenschaftler aus ganz unterschiedlicher Disziplinen – und sie alle kommen, um voneinander zu lernen und gemeinsam an konstruktiven Lösungen zu arbeiten. Auch das Programm ist diesmal noch vielfältiger. Neben einer geballten Ladung Inspiration gibt es jede Menge Praxisbezug und viel Raum für Diskussionen. Ich bin besonders gespannt, wie es gelingt, die virtuelle und die wirkliche Welt zusammen zu bringen - auch in diesem Sinne ist die FUTUREwork 2020 ein echtes Reallabor für die Zukunft der Arbeit.

 

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