Was mit Menschen

„Was mit Menschen“ ist das neue „Was mit Medien“. Warum Jobs in IT und Informatik stärker mitgedacht werden müssen.

Haben Sie in der letzten Zeit mal Menschen unter 18 Jahren nach ihrem Berufswunsch gefragt? Und ist Ihnen auch aufgefallen, dass überdurchschnittlich oft Was mit Menschen als Antwort kommt, insbesondere, wenn Ihr Gegenüber eine junge Frau ist?

Diese jungen Leute haben dabei meist sehr klare Vorstellungen davon, in welchen Berufen sie Was mit Menschen machen können und in welchen nicht: Informatik und IT – Berufsfelder, die für den Innovationsstandort Deutschland zentral sind – gehören meist nicht dazu. Hier muss sich in den Köpfen etwas ändern.

Was mit Menschen ist das neue Was mit Medien

Vor kurzem habe ich mich mit einer Berufsberaterin über dieses Phänomen unterhalten. Wo es noch vor ein paar Jahren hieß Was mit Medien, heißt es heute Was mit Menschen. Auch sie hat meinen Eindruck bestätigt. Wie sie auf diese Äußerung reagiert? „Ich frage, die jungen Leute, was das heißt, Was mit Menschen. Möchten Sie die Menschen beraten, mit ihnen kreativ im Team zusammenarbeiten, sie führen, waschen oder erziehen? Den meisten ist diese Bandbreite gar nicht klar. Dabei ist es extrem wichtig, genau hierüber nachzudenken, die Berufe sind sehr unterschiedlich.“

Schülerinnen beim BDA-Girls'Day an der CODE University of Applied Sciences

Tatsächlich gibt es fast keine beruflichen Tätigkeiten, bei denen man gar nichts mit Menschen zu tun hat. Umso wichtiger, jungen Leuten möglichst frühzeitig realistische Einblicke in Berufsalltage zu geben und ihnen Berufsfelder in der Praxis zu zeigen, die so ganz anders sind, als sie sich das vorstellen. Klischeefrei Horizonte erweitern, das muss das Ziel sein. Dann gelingt auch die bewusste Wahl eines Berufs, der wirklich zu den eigenen Interessen und Talenten passt.

Informatik braucht Teamwork und Kreativität

Ein gutes Beispiel ist die Informatik: Wieviel Teamarbeit und Kreativität notwendig sind, um eine Idee zu entwickeln und für Kundinnen und Kunden erfolgreich umzusetzen, haben die wenigsten Schülerinnen auf dem Schirm. Es ist immer wieder erstaunlich, dass hier schon ein Nachmittag Roboterprogrammieren zur Erkenntnis führen kann: Jobs im Tech-Bereich sind ausgeprägt Was mit Menschen – und können allen, die gerne gemeinsam tüfteln und ausprobieren, auch noch richtig viel Spaß machen. Nicht ohne Grund arbeiten gerade in der IT-Welt die meisten Menschen in agilen Teams zusammen.

Statt Prinzessin lieber Ada Lovelace

Aber – da sind noch die längst überholt geglaubten Geschlechterstereotype, die wieder im Aufwind sind, die den Mädchen die Prinzessinnenrolle überstülpen wollen und ihnen einflüstern, Technik wäre nichts für sie. Und das, obwohl die Pionierin des Programmierens eine Frau war: Ada Lovelace – und in einigen Ländern dieser Welt Ausbildungsgänge in Informatik sogar ausgeprägt von Frauen gewählt werden… Der Algorithmus, der die bahnbrechende Fotografie des Schwarzen Loches, über die aktuell überall berichtet wird, erst möglich gemacht hat, wurde übrigens von der 29-jährigen Katie Bouman programmiert.

Gegen solche Vorurteile müssen alle gegensteuern: Eltern, Kitas, Schulen, Ausbildende, Unternehmen, Medien, Politik. Und auch die Frauen, die ihren Weg in der Tech-Branche längst erfolgreich gegangen sind oder gerade gehen: Vorbilder sind extrem wichtig. Den letzten Kurs in Roboterprogrammieren, an dem ich mit einer Gruppe Schülerinnen am Girls‘ Day teilgenommen habe, haben übrigens drei Studentinnen geleitet. Die Wirkung bei den Schülerinnen war immens. Hier konnten sie direkt erleben, was sie sich für ihre berufliche Zukunft wünschen: Was mit Menschen. Und die Roboter waren nicht mehr zu stoppen.

Dr. Isabel Rohner ist Bildungsreferentin bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände.

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