Der Abteilungsleiter – Führen aus der Ferne

Seit über 20 Jahren arbeitet Jürgen Wuttke für die BDA. Der promovierte Jurist leitet heute die zwölfköpfige Arbeitsmarktabteilung. In der Corona-Krise sind er und sein Team besonders gefragt – und organisieren sich von zu Hause aus fast vollständig neu.

Ihre Abteilung läuft wegen Corona auf Hochtouren. Was ist der Grund?

Kurzarbeit ist zurzeit das Topthema. Wir sind hier die Schnittstelle der Wirtschaft zur Bundesregierung und zur Bundesagentur für Arbeit. Die Politik hat in Sachen Kurzarbeitergeld schnell reagiert. Jetzt geht es um weitere Ergänzungen und den Unternehmen stellen sich viele Fragen zur konkreten Umsetzung. Wir informieren und beraten unsere Mitglieder über verschiedene Kanäle – Telefon, Mail, Webinare, Microsoft Teams usw. Das reicht von allgemeinen Verfahrensfragen bis hin zur Unterstützung im Einzelfall.

Funktioniert das aus dem Home Office?

Ja. Für uns ist das zwar eine neue Situation, die wir uns natürlich nicht ausgesucht haben. Es ist aber definitiv keine Notlösung. Der Arbeitsumfang meiner Abteilung ist durch Corona enorm und deutlich größer als im Normalfall. Wir bekommen das aber auch im Home Office super hin. Wir können es uns auch nicht erlauben, nicht produktiv zu sein. Wichtig ist, die notwendige technische Ausstattung dafür zu haben. Die haben wir. So können wir unsere Arbeit zu Hause genauso gut machen wie im Büro.

Wie verändern sich Führung und Kommunikation?

Video- und Telefonkonferenzen sind das Schlüsselinstrument. Innerhalb und außerhalb der Abteilung. Jeden Morgen um 10 Uhr machen wir eine kurze Video-Teamkonferenz, in der anstehende Aufgaben besprochen werden. Das ist ein schöner Fixpunkt. Normalerweise hatten wir immer nur eine feste Besprechung pro Woche. Zudem haben wir vereinbart, dass jeder ein Zeichen gibt, wenn er mit der Arbeit beginnt, verfügbar oder mal zwei Stunden raus ist. Das klappt sehr gut. Wichtig bleiben aber auch Gespräche unter „vier Augen“ – jeder hat da seinen individuellen Stil.

Dr. Jürgen Wuttke hat sein eigenes Büro im Dachgeschoss.

Was meinen Sie damit?

Jedes Teammitglied ist anders und in einer anderen persönlichen Situation. Manche sind alleine zu Hause und freuen sich in Zeiten von Social Distancing auch einfach mal kurz über Alltagsdinge zu sprechen. Das gehört auch im Home Office dazu. Ein anderer Kollege fährt weiterhin jeden Morgen mit dem Fahrrad ins Büro, weil er die Fahrradfahrt genießt, gerne im Büro arbeitet und sein Privatleben möglichst räumlich von der Arbeit trennt. Generell beobachte ich, dass niemand langfristig zu Hause arbeiten möchte. Man freut sich dann irgendwann wieder ins Büro zu kommen – das ist nur im Moment nicht jedem möglich.

Wie sieht denn Ihr Home Office aus?

Ich bin in einer Luxussituation, da ich mein eigenes Büro habe. Das ist ein langgezogenes, helles Zimmer im Dachgeschoss. Hier arbeitet es sich wunderbar. Wir haben genügend Platz. Meine Frau hat auch schon im Home Office gearbeitet.

Wie vereinbaren Sie Familie und Beruf?

Mit zwei schulpflichtigen Kindern stimmen wir uns da gut ab. Die sind mit zwölf und 17 aus dem Alter der Rundumbetreuung raus. Trotzdem ist Home Schooling angesagt. Meine Frau arbeitet zurzeit reduziert und übernimmt das. Ich könnte das mit meinem aktuellen Arbeitsumfang in der BDA gar nicht leisten. Schade ist, dass die meisten Schulen in Sachen Digitalisierung nicht wirklich weit sind und Unterricht z. B. per Videokonferenz nicht angeboten wird. So bleibt zu viel Arbeit bei den Eltern. Kinder aus schwächeren Familien haben da das Nachsehen, und das ist gesellschaftlich inakzeptabel.

Beitrag teilen: